Die bahnbrechende Idee des Deggendorfer Landrats Chrsitian Bernreiter, ausländische Schüler als Auszubildende ins Land zu holen, macht bundesweit Schule.
Mai 2011 > Erste Auszubildende aus Burgas in Bulgarien kommen in Deggendorf an. Ab September werden sieben Bäcker, drei Köche, vier bis fünf Hotelfachfrauen und acht Auszubildende im Bauhandwerk ihre Ausbildung bei Betrieben in den Landkreisen Deggendorf und Regen beginnen. Dies sind Ausbildungsberufe, für die in Bayern mehr Ausbildungsplätze angeboten werden, als Bewerber vorhanden sind.
Juli 2011 > Bulgarische Schüler im Fachbereich Bau
„Das Vögelchen landet nur einmal auf deiner Schulter.“
Im Juli 2011 machten sich acht junge dynamische Männer aus Bulgarien dieses bulgarische Sprichwort, das so viel bedeutet, wie: „Man muss das Glück am Schopf packen.“, zu Eigen und brachen auf, Niederbayern „zu erobern“.
Ахмед, Добромир, Пламен, Димитър, Чавдар, Ян, Теодор и Станимир, also Ahmed, Dobromir, Plamen, Dimitar, Chavdar, Yan, Teodor und Stanimir kommen aus Burgas am Schwarzen Meer, der viertgrößten Stadt Bulgariens mit 300 000 Einwohnern, ca. 1800 km vom beschaulichen Deggendorf entfernt. Über 30 Stunden dauerte die Anfahrt mit dem Bus.
Die bulgarischen Schüler bei der Ankunft in der Berufsschule I Deggendorf
Auf Initiative von Landrat Christian Bernreiter und seinem Stellvertreter Peter Erl erhielten sie einen Ausbildungsplatz als Maurer bzw. als Straßenbauer bei den Firmen Erl Bau GmbH in Altenmarkt, Eder Bau GmbH in Schöllnach, Schaller Bau GmbH in Deggendorf, Erl Bau GmbH & Co KG in Deggendorf und Sreicher GmbH & Co KGaA und besuchen im Rahmen des dualen Ausbildungssystems unsere Berufsschule.
Vielfältige Freizeitaktivitäten, wie zum Beispiel Fußball, Fitnesssport, eine gut funktionierende Klassengemeinschaft und eine intensive Förderung durch zusätzlichen Deutschunterricht helfen dabei, die anfänglichen Barrieren mehr und mehr abzubauen. So spricht beispielsweise Stanimir bald eine weitere Fremdsprache, nämlich Niederbayrisch.
Januar 2012 > Das Projekt, bulgarische Lehrlinge nach Deggendorf zu holen, geht in die zweite Runde. Landrat Christian Bernreiter führt in Burgas mit 67 interessierten bulgarischen Jugendlichen Vorstellungsgespräche. Begleitet wird er wieder von einer hochrangigen Delegation.
Oktober 2012 > Staatssekretär Bernd Sibler besucht die bulgarischen Auszubildenden an der Berufsschule in Deggendorf.
Im Rahmen eines Gedankenaustauschs mit dem Politiker stellt der Schulleiter die intensive Betreuung der Schüler durch das Kollegium vor, verschwieg aber auch nicht einzelne Problemfelder, die sich beispielsweise durch die Aufnahme von schulpflichtigen Asylbewerbern an seiner Schule ergeben. So weist er unter anderem auf die Notwendigkeit hin, einen Sozialpädagogen einzustellen, der die äußerst effektive Arbeit seiner Lehrerinnen und Lehrer unterstützend begleiten könnte.
von links: StDin Angela Saller, OStD Bartholomäus Sagstetter, MdL Staatssekretär Bernd Sibler sowie bulgarische Auszubildende
Die bulgarischen Auszubildenden werden im fachlichen Unterricht beim Errichten eines Schnurgerüsts angetroffen. Auch sie befragt Staatssekretär Bernd Sibler nach ihrem Befinden und ihren Erfahrungen in der neuen Umgebung und an ihren Ausbildungsplätzen. Dank intensiver Bemühungen des Lehrkörpers und der engagierten Mitschüler gelingt die Integration dieser jungen Menschen an der Schule, aber auch im privaten Alltag, hervorragend. Die Staatliche Berufsschule I Deggendorf erweist sich in dieser Hinsicht als Vorreiter auf dem Weg zu einem geeinten Europa – bereits 23 bulgarische Schüler wurden bis zu diesem Zeitpunkt an der Schule in den Fachbereichen Bau, Elektro- und Metalltechnik bestens eingegliedert – und als Vorbild. So gibt es inzwischen in anderen Landkreisen und anderen Schulen ähnliche Aktivitäten zur Gewinnung dringend benötigter ausländischer Fachkräfte für unseren Arbeitsmarkt.
November 2012 > Delegation aus Burgas zu Besuch in Deggendorf Drei Vertreterinnen des Bildungsministeriums, beteiligter Schulen und des Schulinspektorats in Burgas besuchen den Landkreis Deggendorf und machen sich vor Ort ein Bild über die Situation der jungen bulgarischen Auszubildenden.
Wichtige Informationsquelle ist dafür der Schulleiter der Berufsschule Deggendorf, in der die meisten Azubis unterrichtet werden. OStD Bartholomäus Sagstetter hat über die schulischen Leistungen nur Positives zu berichten. Sehr zufrieden sei er auch mit den Umgangsformen der Jugendlichen und ihrem Integrationswillen. Bisher gebe es keine außergewöhnlichen Vorkommnisse im Vergleich zu den deutschen Schülern. „Wäre die sprachliche Barriere nicht, würden die Noten sicherlich noch besser ausfallen. Allerdings verbessern die Jugendlichen ihre Deutsch-Kenntnisse sehr schnell.“, würdigt Sagstetter seine Schüler.
Johannes und Bernhard Wirth schildern die Beweggründe der Wirth-Gruppe aus Hengersberg, in diesem Jahr erstmals zwei Bulgaren als Azubis einzustellen. „Wir engagieren uns in vielen Initiativen, um auf die Berufschancen in unserem Betrieb aufmerksam zu machen. Sei es beim Handwerkertag an den Mittelschulen oder bei Berufsinfotagen. Die Suche nach Jugendlichen, die eine Ausbildung zum Elektroniker oder Anlagenmechaniker machen wollen, wird jedoch immer schwieriger. Deshalb haben wir uns heuer erstmals am Bulgarien-Projekt beteiligt.“, so Johannes Wirth. Das erste Zwischenfazit fällt dabei sehr positiv aus: „Die beiden sind sehr motiviert, fleißig und anständig. Es gab bisher keinerlei Probleme. Auch die Sprache verbessern sie zügig, auch durch den bfz-Sprachkurs an den Samstagen.“, so Bernhard Wirth. "Einzig das Problem mit einer neuen Wohnung im Bereich Hengersberg ist noch nicht gelöst, denn aus der Übergangswohnung müssen die beiden Ende Dezember ausziehen."
Bild von rechts:
Stanka Uzova, Veselina Taralova, Violeta Ilieva aus Burgas, Johannes Wirth, die beiden Azubis Nikola Stoev und Gyokan Sali, Bernhard Wirth, Herbert Altmann und die beiden Übersetzer Krastyo Stoychev und Jana Stamova
Als regionales Projekt wurde „Azubis aus Bulgarien“ vom Landkreis Deggendorf gestartet, gilt jedoch inzwischen als Pilotprojekt für ganz Deutschland. Es ermöglicht 30 jungen Leuten aus der Partnerstadt Burgas, eine komplette Ausbildung in unserer Region in 17 Unternehmen zu absolvieren. Die Wahl fiel auf Burgas, weil zwischen der Berufsschule I Deggendorf und zwei beruflichen Schulen in Burgas bereits seit über 20 Jahren Schulpartnerschaften bestehen.
November 2014 > Bei einer Informationsveranstaltung der Kreishandwerkerschaft sollen interessierte Unternehmen dazu gewonnen werden, Lehrlinge aus Bulgarien, Rumänien und Spanien aufzunehmen. Das große Ziel des Landrats ist wiederum die Wirtschaftsförderung im Landkreis.
Januar 2015 > Die Verantwortung für "career (BY)", also die Vermittlung bulgarischer Jugendlicher in Lehrstellen in der Deggendorfer Region, übernimmt das Bildungswerk der Bayerischen Wirtschaft. Damit ist bbw Projektträger, das Landratsamt Projektpartner. Die Finanzierung lief bisher über Mobi-Pro EU.
Ziel ist es, für den Ausbildungsstart am 01. September 2015 bis zu 25 Auszubildende aus Bulgarien, Rumänien und Spanien für die vor Ort ansässigen Unternehmen aus
Industrie, Handel, Handwerk und Dienstleistung zu gewinnen. Zur Sicherung des Projekterfolgs werden die Projektteilnehmer (Auszubildende und Betriebe) von Januar
2015 bis zum Ende der Ausbildung durchgehend begleitet bzw. betreut.
Seite 1 Stand : 11.11.2014
Das Projekt wendet sich an Bewerber aus Bulgarien, Rumänien und Spanien im Alter von 18 bis 27 Jahren ohne abgeschlossene betriebliche Berufsausbildung. Sie verfügen über eine hohe Motivation zum Erlernen eines Berufs in Bayern,
bringen eine entsprechende Bereitschaft mit, die deutsche Sprache in Wort und Schrift zu erlernen und haben die Offenheit und das Interesse, in Bayern zu leben und zu arbeiten.